Stavanger liegt an der Westküste Norwegens, und durch das Seeklima am Golfstrom sind die Winter mild und die Sommer kühl, und über das Meer kommt Regenwolke nach Regenwolke. Gärtnern ist eine Herausforderung, denn der Sommer kommt spät und geht früh, und ich musste erst lernen, nicht zu viel zu erwarten. Und gleichzeitig wartet man eben doch, und das ist für mich gerade das Schöne am Gärtnern: die Vorfreude. Nachden langen Wintern füllt sich der Garten bis zum Juni mit immer mehr Grün und einer Fülle, die ich mir im März, wenn noch immer alles kahl, leer und braun daliegt, nie vorstellen kann.
Das Wunder hält bis zum Oktober an. Nach der Apfelernte blühen noch der Topinambur und der Efeu. Ab November sind die Bäume wieder kahl, und der Garten versinkt in seinen verregneten Dornröschenschlaf bis zum nächsten Februar, wenn die ersten Schneeglöckchen endlich wieder blühen.
Aber ganz leer ist der Garten auch im Winter nicht, denn seit einigen Jahren halten wir Hühner, und ein Entenpaar ist auch dazu gekommen. Weil die Hühner frisch gesäte Beete und junge Pflanzen aufscharren, wohnen sie von März bis August in ihrem Auslauf. Das restliche Jahr über dürfen sie den gesamten Garten benutzen. Die Enten sind das ganze Jahr im Garten. Die brauchen viel Platz zum Stöbern nach Würmern und Schnecken, und einen Ort, wo sie baden können. Manchmal spazieren sie in die Nachbargärten, aber spätestens abends kommen sie wieder nach Hause. Seit wir Enten haben, haben wir keine Nacktschnecken mehr. Nur müssen wir leider die Johannisbeerbüsche rechtzeitig mit Netzen abdecken, denn die Enten fressen die Beeren gerne auch grün und unreif. Nichts ist vollkommen …